Gesundheitszustand der Hungerstreikenden der Situation entsprechend stabil

Nachdem der Gesundheitszustand der Hungerstreikenden schon gestern vom Chefarzt der Johanniter Unfallhilfe geprüft wurde, hat heute auf Wunsch der Flüchtlinge eine durch UnterstützerInnen organisierte ärztliche Betreuung des Streiks begonnen. Zu einem ersten Gesundheitscheck der Hungerstreikenden durch eine Vertrauensärztin kam es heute ab 17 Uhr in der Votivkirche.

Der Gesundheitszustand der Hungerstreikenden ist den Umständen entsprechend stabil. Zu schaffen macht den Refugees bisher vor allem die angespannte Situation in der Kirche und die damit einhergehende stressliche Belastung. Wir werden an dieser Stelle natürlich versuchen laufend Updates zur aktuellen Lage der Hungerstreikenden zu liefern.

In Absprache mit den Refugees wird der Hungerstreik seit heute laufend durch medizinisches Fachpersonal und VertrauensärztInnen überwacht. Daher vor allem auch tagsüber, wenn das medizinische Personal der Johanniter nicht vor Ort ist. Besonders geachtet wird dabei auf eine der Situation angepasste Versorgung mit Flüssigkeit. Dies in Rücksprache mit ÄrztInnen die Hungerstreiks in der Vergangenheit medizinisch begleitet haben und daher über eine diesbezügliche Berufserfahrung verfügen. Auch an einer entsprechenden psychologischen Begleitung der Hungerstreikenden, durch für solche Situationen geschultes Personal, wird gearbeitet.

Meldungen, wonach UnterstützerInnen die Flüchtlinge in der Nacht ständig aufwecken oder eine medizinische Versorgung der Refugees verhindern würden, entsprechen nicht den Tatsachen. Um Missverständnisse wie diese aus dem Weg zu Räumen, ist es auch für JournalistInnen jeder Zeit möglich, bei den streikenden Refugees direkt nachzufragen, statt laufend Fehlinformationen Dritter ungeprüft zu übernehmen und zu verbreiten.

Stand der Dinge ist darüber hinaus, die Refugees wollen den Hungerstreik aus eigener Entscheidung weiterführen. Die Unterstützung durch solidarische Menschen ist in dieser schwierigen Situation also weiter gefragt. Eine wichtige Möglichkeit zur Unterstützung ist dabei, in der Kirche vorbeizuschauen und mit den Refugees direkt ins Gespräch zu kommen.

Direct Support Still Needed! / Praktische Unterstützung weiterhin gebraucht!

Der Protest der Refugees geht weiter. Um die Hungerstreikenden in der Kirche zu unterstützen, ist es wichtig dass ihr vorbeikommt. Auch mal nur auf einen kurzen Sprung! Es ist gerade einfach: während der Öffnungszeiten in der Kirche sein und mit den Leuten reden, ist eine große Unterstützung während der nächsten Tage! Gerne auch konkret heute um 16 Uhr im Zuge eines gemeinsamen Solidaritätsbesuches! / The protest of the refugees holds on. It is important to show up to support the activists on hunger strike. Dropping in for a few minutes is enough! It is easy right now: to visit the church during the opening hours and to talk with the people there is an important support during these days! For example today in the course of a collectiv visit of solidarity at 16pm!

Bitte bringt weiterhin Lebensmittel zum #refugeecamp für die Leute die nicht in Hungerstreik sind! Gebt die Sachen in der HUS (Rathausstraße 19-21, 1010 Wien) ab! / We need still food at the #refugeecamp for the people that are not in hunger strike! Please bring food to the HUS (Rathausstraße 19-21, 1010 Wien)!

Info: Direct Support / Praktische Unterstützung

Wave of Solidarity with Striking Refugees Holds on / Solidaritätswelle mit streikenden Flüchtlingen hält an

Die Unterstützungswelle mit den hungerstreikenden Refugees in der Votivkirche hält an ungebrochen an. So hat sich beispielsweise der Wiener Caritas-Präsident Landau erst heute den Forderungen der Flüchtlinge angeschlossen und bei einem Besuch in der Votivkirche “echte Verbesserungen” für die Lage der Flüchtlinge in Österreich eingefordert.

In einer Offizielle Erklärung der Unterstützung und Solidarität mit den Geflüchteten im Hungerstreik in Wien vom “Koordinatonskommittee des deutschlandweiten Streiks der Geflüchteten” heisst es: An unsere Mitstreiter_innen in Österreich: Heute sind es mehr als zehn Monate, in denen wir uns auf der Straße im Streik befinden, stets vor dem Hintergrund unseres Glaubens an Gleichheit, Freiheit und an „leben“, und zwar unter gleichen Voraussetzungen für alle Mitglieder der Gesellschaft. Wir haben vier Hungerstreiks durchlebt und wir wissen genau: Wenn ihr diese Zeitbombe zwischen euch und das herrschende System setzt, dann verstreicht jede Minute auf grausame Weise.

In einer gemeinsamen Erklärung haben sich auch “PAMOJA Bewegung der jungen Afrikanischen Diaspora in Österreich”, “Plattform Gerechtigkeit für Seibane Wague”, “BDFA. Bunte Demokratie für Alle”, “Pan African Forum in Austria – PANAFA”, “Somalische Flüchtlinge in Österreich”, “Niger Delta Initiative”, “Verein Präsident der Afrikanischen Minderheiten in Österreich”, “Black Community (Linz)”, “Verein maiz” und “ADA – Alternative Solidarität Österreich” zu Wort gemeldet: Wir sehen den aktuellen Protest auch unter dem Vorzeichen vorangegangener Demonstrationen wie die der Somalischen Community vor dem Parlament im Oktober 2012 und den Demonstrationen und Mahnwachen der unterschiedlichsten Afrikanischen Communities in Wien angesichts rassistischer Polizeigewalt 1999 und 2003. Die Tatsache, dass die Protestbewegung von Flüchtlingsaktivisten selbst ausgeht, stellt für uns einen wichtigen historischen Moment in der Geschichte sozialer Bewegungen in Österreich dar, den wir als emanzipatorischen Aufbruch werten. Gleichzeitig sind die Proteste auch Teil der globalen Realität der Nord-Süd Kluft, der damit einhergehenden Ausbeutungsverhältnisse und kriegerischen Auseinandersetzungen.

Die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück und FreundInnen erklären ihre Unterstützung der aktuellen Flüchtlingsproteste mit folgenden Worten: Die sogenannte “Integration” beginnt mit einem Besuch im Protestzeltcamp! Und zwar seitens der verantwortlichen PolitikerInnen. Die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen (ÖLGRF), die Selbstorganisantion der Überlebenden des KZ Ravensbrück, fordert in einem Brief, den sie an den Bundespräsidenten, den Bundeskanzler, die Innenministerin, die Parlamentspräsidentin und an alle Landeshauptleute geschickt hat, dem Dialog mit den protestierenden Flüchtlingen eine Chance zu geben und ihre Forderungen zu erfüllen.

Schon ein paar Tage zuvor hat die Bundesgeschäftsführerin der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Dwora Stein, zu unterstützend Wort gemeldet: „Keine Arbeitnehmerin, kein Arbeitnehmer in Österreich kann ein Interesse daran haben, dass AsylwerberInnen in illegale, so genannte undokumentierte Arbeit gedrängt werden. Damit ist dem Unterlaufen von kollektivvertraglichen und arbeitsrechtlichen Normen Tür und Tor geöffnet. Die Möglichkeit, in unserer Gesellschaft legaler Arbeit nachzugehen, hilft nicht nur den Betroffenen, für sich selbst zu sorgen. Es hilft auch dem österreichischen Sozialsystem, wenn für die Arbeit Abgaben gleistet werden und legale Beschäftigungsverhältnisse verhindern das Abgleiten von AsylwerberInnen in illegale Verhältnisse, die nur jenen nutzen, die sich durch Ausbeutung illegaler Arbeit bereichern“.

Auch auf Bezirksebene gab es Solidaritätserklärungen. So hat die Bezirksvertretung Alsergrund, wo auch das Protest-Camp steht, beschlossen: Die Bezirksvertretung Alsergrund unterstützt die Forderungen der Flüchtlinge und solidarisiert sich ausdrücklich mit ihrem Akt der Zivilcourage und ihrem Kampf für mehr Rechte und Demokratie.

Eine mittleweile sehr lange Liste an Solidaritätserklärungen findet sich unter http://refugeecampvienna.noblogs.org/support/statements/.

Eine noch längere Liste mit UnterzeichnerInnen einer Solidaritätspetition, darunter Erich Foglar (ÖGB Präsident), Franzobel (Schriftsteller), Robert Palfrader (Schauspieler und Autor) und Ute Bock findet sich unter http://refugeecampvienna.noblogs.org/support/petition/.

UnterstützerInnen sind aber natürlich auch weiterhin dazu aufgerufen in den nächsten Tagen, während den Öffnungszeiten der Votivkirche, Solidaritätsbesuche zu machen und die hungerstreikenden Refugees durch Gespräche und aufmunternde Worte zu unterstützen. Essen in die Kirche mitzubringen ist in der Situation gerade nicht sinnvoll, Wärmflaschen wären aber zum Beispiel sehr willkommen. Im Camp vor der Kirche sind Essensspenden aber nach wie vor sehr gerne gesehen.

Michael Genner: Weihnachten 2012. Bleiberecht!

Michael Genner, Obmann von Asyl in Not

Weihnachten 2012. Bleiberecht!

Weihnachten im Refugee Camp. Den Menschen dort geht es ziemlich schlecht. Sie frieren. Einige sind im Hungerstreik. Sie haben ein Zwischenziel erreicht: öffentliche Aufmerksamkeit. Zumindest in einem gewissen Maß.

Besonderer Dank gebührt, außer den Flüchtlingen selbst, allen jenen, die nun schon seit Wochen unermüdlich als UnterstützerInnen tätig sind. Sie haben in kurzer Zeit weit mehr vollbracht als mancherlei etablierte Organisationen und BetreuerInnen (mich eingeschlossen) in vielen Jahren.

Dafür mußten sie sich von einigen Leuten als „Chaoten“ oder „ausländische Agitatoren“ beschimpfen lassen. Den Betreibern dieser Spaltungsversuche wird etwas mehr christliche Demut anzuraten sein. Weiter lesen »

Unterstützungserklärung aus Deutschland: “Bewegung auf Straßen braucht praktische Solidarität auf Straßen” / Support from Germany: “The Streets are Right Place to Fight For the Suppressed”

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*English version below*

Die Bewegung auf den Straßen braucht die praktische Solidarität auf den Straßen

Offizielle Erklärung in Unterstützung und Solidarität mit den Geflüchteten im Hungerstreik in Wien, Österreich

Das Koordinatonskommittee des deutschlandweiten Streiks der Geflüchteten

An unsere Mitstreiter_innen in Österreich: Heute sind es mehr als zehn Monate, in denen wir uns auf der Straße im Streik befinden, stets vor dem Hintergrund unseres Glaubens an Gleichheit, Freiheit und an „leben“, und zwar unter gleichen Voraussetzungen für alle Mitglieder der Gesellschaft. Wir haben vier Hungerstreiks durchlebt und wir wissen genau: Wenn ihr diese Zeitbombe zwischen euch und das herrschende System setzt, dann verstreicht jede Minute auf grausame Weise.

Diese Erklärung ist auch an jene gerichtet, die für die Situation der Geflüchteten verantwortlich sind. Jene, die es sich herausnehmen, über uns zu urteilen, ohne je erfahren zu haben, wie das Leben eines geflüchteten Menschen tatsächlich aussieht.

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Breaking News

Weihnachtliche Solidaritätserklärung mit den hungerstreikenden Flüchtlingsaktivisten

Weihnachtliche Solidaritätserklärung mit den 27 seit 22. Dezember hungerstreikenden Flüchtlingsaktivisten

Wir sind in Österreich geborene, hierher geflüchtete, hier aufgewachsene, hier seit langer und kurzer Zeit lebende MigrantInnen, Angehörige der 2. Generation, Menschen mit Migrationshinter- bzw. vordergrund.

Seit nun genau einem Monat haben sich Flüchtlingsaktivisten vom Flüchtlingslager in Traiskirchen aus selbst organisiert, um einen 24 km langen Protestmarsch nach Wien anzutreten. In Wien angekommen errichteten sie im Zentrum Wiens im Sigmund Freud Park ein Refugee Protest Camp um auf ihre unerträglichen Lebensbedingungen aufmerksam zu machen und, um für existenziellen Rechte zu kämpfen.

Wir sehen den aktuellen Protest auch unter dem Vorzeichen vorangegangener Demonstrationen wie die der Somalischen Community vor dem Parlament im Oktober 2012 und den Demonstrationen und Mahnwachen der unterschiedlichsten Afrikanischen Communities in Wien angesichts rassistischer Polizeigewalt 1999 und 2003. Die Tatsache, dass die Protestbewegung von Flüchtlingsaktivisten selbst ausgeht, stellt für uns einen wichtigen historischen Moment in der Geschichte sozialer Bewegungen in Österreich dar, den wir als emanzipatorischen Aufbruch werten. Gleichzeitig sind die Proteste auch Teil der globalen Realität der Nord-Süd Kluft, der damit einhergehenden Ausbeutungsverhältnisse und kriegerischen Auseinandersetzungen. Angesichts der Militarisierung der Außengrenzen Europas und der existenzbedrohenden strukturellen Gewalt derer sich Geflüchtete, Asylsuchende und MigrantInnen innerhalb der Festung Europas tagtäglich konfrontiert sehen formieren sich gleichzeitig auch selbstorganisierte politische Widerstände. In Ländern wie Frankreich, Deutschland und der Schweiz wächst eine Bewegung von FlüchtlingsaktivistInnen die gegen ihre Rechtlosigkeit demonstrieren. Sie legen dar, dass Menschen nicht illegal sind, sondern illegalisiert werden.

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Landau schließt sich Forderungen der Flüchtlinge an und fordert bei Besuch in der Votivkirche “echte Verbesserungen”

Von Refugee-Seite wurde in den letzten Tagen immer wieder Gesprächsbereitschaft betont. Die protestierenden Flüchtlinge haben schon in den letzten Tagen gefordert, dass es zu einer Fortsetzung des von der Caritas initiierten “Runden Tisches” kommen sollte, da dieser bisher leider ergebnislos verlaufen ist. Konstruktive Gespräche und Lösungsvorschläge sind weiterhin gefragt.

Dieser Einschätzung schließt sich nun auch der Wiener Caritas-Präsident Landau an. “Echte Verbesserungen” seien gefragt:

Der Wiener Caritasdirektor Michael Landau hat am Mittwoch die seit 18. Dezember von Asylwerbern als Notquartier genutzte Wiener Votivkirche besucht und den Gottesdienst zum 2. Weihnachtstag – dem Diözesanpatronatsfest – mit der Pfarrgemeinde und Pfarrer Joseph Farrugia mitgefeiert. Bei einem anschließenden Gespräch bedauerte Landau, dass sich immer noch keine Lösung abzeichne. Er äußerte Verständnis für die Angst der Asylwerber vor inakzeptablen Flüchtlingsaufnahme-Einrichtungen wie z.B. vor der Kärntner Saualm. Die Politik sei am Zug; es müssten diesbezüglich echte Verbesserungen garantiert werden.

Quelle: http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/51572.html?SWS=ff99b990224a83a1babcb9367969ec18

Video: erneute Polizeischikane am Christtag

Auch zu Weihnachten hören die ständigen Schikanen der Polizei gegenüber Flüchtlingen und UnterstützerInnen nicht auf. Besuch der Polizei am Refugee Camp im Sigmund-Freud-Park, 25.Dezember, circa 15.30

Video: Update Round Table & Hunger Strike: “We are not like a remote control!” / Update Runder Tisch & Hungerstreik: “Wir werden nicht ferngesteuert!”

Flüchtlinge am Wort: zu den hilflosen Instrumentalisierungs-Vorwürfen vereinzelter Caritas-Mitarbeiter und der Polizei, um gegen die mehr als berechtigten Forderungen aus dem Refugee Camp, recht durchsichtig Stimmung in den Medien zu machen.
“We are not like a remote control!”, Refugee Muhammad Numan auf die Frage, ob die Flüchtlinge von AktivistInnen instrumentalisiert werden. Sehr sehenswert!

Caritas-Direktor Landau lädt Bundeskanzler Faymann in Votivkirche ein

Laut Presse-Meldungen von heute, dem 25.12., hat der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau Bundeskanzler Werner Faymann eingeladen, sich von der Situation im Flüchtlingcamp in der Votivkirche mit ihm gemeinsam ein Bild zu machen.

Von Refugee-Seite wurde in den letzten Tagen immer wieder Gesprächsbereitschaft betont. Die protestierenden Flüchtlinge haben schon in den letzten Tagen gefordert, dass es zu einer Fortsetzung des von der Caritas initiierten “Runden Tisches” kommen sollte, da dieser bisher leider ergebnislos verlaufen ist. Konstruktive Gespräche und Lösungsvorschläge wären nun jedoch gefragt.

In diesem Sinne wäre ein Besuch von Bundeskanzler Faymann in der Votivkirche sicher als Schritt in diese Richtung zu verstehen.

Situation in Votivkirche spitzt sich ausgerechnet durch Pfarrer am Christtag zu

26.12., 15.30 Uhr:
Nach den Ereignissen gestern, Landau und Schönborn versuchen endlich auf Pfarrer Farrugia einzuwirken: “Der Wiener Caritasdirektor zeigte sich auch besorgt über aufgetretene innerpfarrliche Frontstellungen im Blick auf die Behandlung der Asylwerber. Er appellierte deshalb an alle Katholiken der Umgebung, die Caritas bei der Flüchtlingsarbeit in der Votivkirche und in den bereitgestellten Quartieren zu unterstützen.”
Link: http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/51572.html?SWS=ff99b990224a83a1babcb9367969ec18

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Video: Refugees on Hunger Strike / Refugees im Hungerstreik

Meanwhile, as of December 25th, there are 32 refugees on hunger strike. Every day people without papers from other parts of Austria and even from other European countries are joining the movement, because they got aware of the ongoing protests in Vienna. / Mittlerweile, Stand 25. Dezember, befinden sich 32 Flüchtlinge in der Votivkirche im Hungerstreik. Es kommen täglich Menschen ohne Papiere aus anderen Teilen Österreichs und auch anderen Ländern, die von den Protesten in Wien gehört haben und schließen sich der Bewegung an. Read more » / Weiter lesen »

Audio: ZIP-FM: Refugeecamp Vienna: Über die Votivkirche zum Runden Tisch und zurück in die Kälte österreichischer Flüchtlingspolitik.

Seit nunmehr einem Monat gibt es das Refugeecamp im Sigmund-Freud-Park neben der Universität Wien und vor der Votivkirche. Am 24. November waren Asylwerber_innen aus dem Betreuungszentrum Traiskirchen zu Fuß nach Wien gezogen, um auf ihre prekären und menschenunwürdigen Lebensbedingungen aufmerksam zu machen. Wer wollte, konnte hören, was sie zu sagen hatten, was sie wünschten und forderten. Von Regierungsseite bestand kein Interesse an Kontaktaufnahme, an Kommunikation und an der Suche nach Lösungen für die Probleme der Geflüchteten. Und so begaben sich am 18. Dezember, dem im Jahr 2000 von der UNO ausgerufenen Internationalen Tag der Migrant_innen, einige der Geflüchteten in die Votivkirche, um endlich gehört zu werden.

Die Geflüchteten forderten:

1.) Grundversorgung für alle Asylwerber_innen, unabhängig von ihrem Rechtsstatus, solange sie in Österreich aufhältig sind;

2.) freie Wahl des Aufenthaltsortes sowie Zugang zum öffentlichen Wohnbau für alle in Österreich aufhältigen Asylwerber_innen – keine Transfers gegen den Willen der davon Betroffenen;

3.) Zugang zu Arbeitsmarkt, Bildungsinstitutionen und Sozialversicherung für alle in Österreich aufhältigen Migrant_innen;

4.) Stopp aller Abschiebungen nach Ungarn – Stopp aller Abschiebungen in Zusammenhang mit der Dublin-2-Verordnung;

5.) Einrichtung einer unabhängigen Instanz zur inhaltlichen Überprüfung aller negativ beschiedenen Asylverfahren;

6.) Anerkennung von sozioökonomischen Fluchtmotiven neben den bisher anerkannten Fluchtgründen.

Um 18 Uhr wird die Votivkirche normalerweise zugesperrt. Die Geflüchteten wollten aber bleiben. und richteten sich mit Matratzen einen Schlafplatz ein. Ob der Pfarrer mit der Polizei gedroht hat, darüber gibt es unterschiedliche Berichte. Jedenfalls meldete die katholische Presseagentur kathpress, dass die Polizei bereits involviert sei.

Die Caritas schaltete sich ein, und in der Folge kam es zu Verhandlungen zwischen Vertreter_innen von Geflüchteten, Unterstützer_innen, Kirche und Caritas hinter verschlossenen Türen. Mehr als hundert Personen warteten auf Ergebnisse. Kurz vor 21.30 Uhr wurden die ersten präsentiert: Es solle weiterverhandelt werden, bis es wirkliche Ergebnisse gibt, die Unterstützer_innen müssen die Kirche verlassen, und am nächsten Tag dürfen die Geflüchteten in der Votivkirche eine Pressekonferenz abhalten.

Bei dieser wurden dann die Ergebnisse der bis 3 Uhr früh gedauerten Verhandlungsrunde mitgeteilt. Die Geflüchteten dürfen sich weiter in der Kirche aufhalten, und Kirche und Caritas werden sich weiter um eine Lösung bemühen, hieß es.

In einer eigenen Pressekonferenz in geheizten Räumen am Stephansplatz rief kurz nach der Refugees-Pressekonferenz der Caritasdirektor der Erzdiözese Wien Michael Landau zu einem Runden Tisch mit Geflüchteten, NGOs und Regierungsvertreter_innen auf.

Unerwartet schnell kam dieser Runde Tisch dann auch tatsächlich zustande. Am Freitag, den 21. Dezember setzten sich Vertreter_innen von Geflüchteten, Katholischer Kirche, Caritas, Diakonie, Amnesty International, UNHCR, Innenministerium und Bundeskanzleramt zusammen. Kurz davor führte die Polizei mit Identitätsfeststellungen einen überraschenden Einsatz im Refugeecamp durch, den auch die Caritas als „wenig hilfreich“ kritisierte. Er „hätte beinahe zu einer weiteren Eskalation der Situation geführt“, so die Caritas. Der Einsatz wurde nach wenigen Minuten abgebrochen. Es gab keine Festnahmen.

Der Verlauf der Gespräche am Runden Tisch wurde von den Teilnehmenden positiv beurteilt.
Konkrete Ergebnisse waren aber nur schwer auszumachen, außer dass die Caritas den Geflüchteten im Refugeecamp und der Votivkirche Schlafplätze in ihren Einrichtungen angeboten hatte, und das Innenministerium versprochen hatte, die Wiederaufnahme in die Grundversorgung für jede_n einzelne_n Teilnehmer_in am Refugeecamp zu überprüfen. Es solle über die am Runden Tisch angesprochenen Themen auch weiter verhandelt werden, hieß es, konkrete Termine wurden dabei aber nicht vereinbart. Eine Fortsetzung der gemeinsamen Gespräche am Runden Tisch soll es nicht geben.

Diskussionen unter den Flüchtlingen über weitere Verhandlungen gestalten sich aufgrund ihrer existentiell prekären Lage und der nach wie vor unbeheizten Votivkirche schwierig. In einer Aussendung baten sie um Bedenkzeit, und erklärten:
Dass das Innenministerium ihnen lediglich angeboten habe, die mögliche Wiederaufnahme in die Grundversorgung zu überprüfen, sei in Anbetracht dessen, dass von Vertreter_innen des Innenministeriums in den letzten Wochen mehrfach bestätigt wurde, dass die Ausübung des Rechts auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit keine Auswirkungen auf die Grundversorgung habe, sogar einen deutlichen Rückschritt dar.
Es habe keine „Problemlösung“ gegeben, so die Geflüchteten, sondern nur einen ersten willkommenen Ansatz, dem weitere Schritte zur dauerhaften Verbesserung der Lage der Geflüchteten folgen müssen. Sie wünschen sich in ihren Forderungen nach einem menschenwürdigen Leben ernst genommen zu werden.

In der Nacht von 22. auf 23. Dezember traten mehrere Geflüchtete in einen Hungerstreik.

Am 24. Dezember findet im Sigmund Freud Park ab Mitternacht ein Weihnachtsfest unter dem Motto „Auch Jesus war ein Flüchtling“ statt. Alle Menschen sind herzlich eingeladen, sich dort ein Bild über die Situation der Geflüchteten zu machen.

Audio: http://cba.fro.at/67982

Weihnachten im RefugeeCamp!


English version below
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Liebe Leute,

Wir, die Flüchtlinge vom Sigmund-Freud Park, haben die Ehre, Sie einzuladen zur schönsten Weihnachtsfeier der Stadt im Flüchtlingscamp vor der Votivkirche.

Am 24.12. ab 22 Uhr gibt es eine große Weihnachts-Party!

Ab 18 Uhr Blechtonnenlagerfeuer mit Kinderpunsch.

Denn: Der 24. Dezember ist ein großer Feiertag.

Wir feiern, dass seit einem Monat täglich die Würde siegt über die Demütigungen des Asylsystems, die Solidarität sich als stärker erweist als die Wohltätigkeit, die vielsprachige Verständigung, die tägliche Zuhör- und Übersetzungsarbeit triumphiert über die Taubheit derjenigen, die gar nicht zuhören wollen.

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