Eisenstadt: Spontane Demonstration gegen die laufende Repression gegen Refugees

Am Mittwoch 31.08. am Nachmittag demonstrierten mehrere Unterstützer_innen lautstark in Eisenstadt. Die Protestaktionen richteten sich gegen die laufende Repression gegen Refugees und die akute Abschiebegefahr. In den letzten Tagen wurden mindesten 8 Refugees abgeschoben, mehrere sind Inhaftiert und akut von Abschiebung bedroht. Davon sitzt mindestens 1 Person in Eisenstadt in Haft. Erst heute Morgen fanden Hausdurchsuchungen im Servitenkloster und eine Festnahmen am Westbahnhof statt.

Der Österreichische Staat betreibt aktuell eine weitere Kriminalisierung der selbstorganisierten Refugeeproteste. In diesem Licht sind auch die Vorwürfe der Schlepperei zu sehen. Die Anschuldigungen sollen als Totschlagargument dienen und die steigende Solidarität dämpfen. Hier sei an die sogennante Operation Spring anlässlich der Proteste gegen die Tötung Marcus Omofumas 1999 erinnert. Dass die Vorwürfe genau jetzt Auftauchen ist kein Zufall. Sie dienen als Legitimation für rassistische Politik die seit den Refugee Protesten immer sichtbarer wird.

Um 17:00 Uhr sammelten sich solidarische Menschen am Domplatz in Eisenstadt. Nach einer kurzen Auftaktkundgebung zog die Demonstration durch die Innenstadt in Richtung Polizeianhaltezentrum (PAZ) Eisenstadt. Skandiert wurden Sprüche gegen Abschiebung, Rassismus und Repression. Verteilt wurden Info-Flyer über die jüngsten Repressionen gegen die Refugee-Proteste. Auch Presse war vor Ort.

In der zentralen Fußgänger_innenzone fand eine kurze Zwischenkundgebung statt. Auf dem weiteren Weg wurde der Demo-Zug von einem absurd großen Polizeiaufgebot aufgehalten. Die Polizei war mit einer solchen Situation sichtlich überfordert, bedrängte die Demonstrierenden aggressiv und fotografierte die Anwesenden auch nach Auflösung der Demo mehrmals. So wurde verhindert, dass die Demo bis zum PAZ ziehen konnte.

Bilder hier: https://linksunten.indymedia.org/de/node/91724

Polizist (!) appelliert an das Innenministerium: ‘Sicherheit schutzsuchender Menschen nicht länger aufs Spiel setzen!’

Sailer spricht von “einer herbeigeführten Eskalation” und er appelliert an Behörden und politische VerantwortungsträgerInnen, “nicht länger die Sicherheit schutzsuchender Menschen aufs Spiel zu setzen”.

Wien (OTS) – In einem Schreiben an SOS Mitmensch übt der Linzer Polizist und Träger des “Ute Bock Preis für Zivilcourage” Uwe Sailer Kritik an der Abschiebung der pakistanischen Flüchtlinge aus dem Servitenkloster. Sailer spricht von “einer herbeigeführten Eskalation” und er appelliert an Behörden und politische VerantwortungsträgerInnen, “nicht länger die Sicherheit schutzsuchender Menschen aufs Spiel zu setzen”.

“Ich bin Anfang dieses Jahres für meinen Einsatz gegen rechtsextreme und neonazistische Umtriebe mit dem Ute Bock Preis für Zivilcourage ausgezeichnet worden. Diese Auszeichnung war eine große Ehre für mich und auch eine Bestätigung meiner konsequenten Arbeit. Allerdings macht die Bekämpfung von Rechtsextremismus nur Sinn, wenn die Gesellschaft, in der wir leben, insgesamt auf einer Kultur der Menschenrechte fußt. Der offen zur Schau getragene Zynismus, die herbeigeführte Eskalation und die Gewissenlosigkeit so mancher Verantwortlicher gegenüber “Schüblingen”, wie sie erniedrigend in der “Fachsprache” genannt werden, stehen im krassen Gegensatz zu einem kultivierten Umgang mit Mitmenschen. Menschlichkeit ist ein Wert, der niemals leichtfertig über Bord geworfen werden darf. Das Abschieben von Asylwerbern in gefährliche Krisenregionen, zu denen Pakistan ohne Zweifel gehört, widerspricht fundamental dem Geist der Menschrechte, des Humanismus und der christlich sozialen Lehre. Ich frage mich daher, sind viele von uns noch mit jener Mitmenschlichkeit beseelt, wie sie in den Nachkriegsjahren vorherrschte, oder sind wir wieder auf dem Weg, zu verhetzten und feindbildersuchenden Kreaturen zu verkommen? Ich appelliere an alle Verantwortlichen, an die Behörden, die mit der Sache betraut sind, und an das Innenministerium im Besonderen, sich der großen Verantwortung zu stellen und nicht länger die Sicherheit von Menschen, die bei uns Schutz suchen, aufs Spiel zu setzen”, so Uwe Sailer.

“Manchmal kann sich eine Ministerin auch von kleinen Beamten etwas abschauen. Die Worte des couragierten Polizeibeamten Uwe Sailer zeigen, dass es auch innerhalb der Strukturen des Innenministeriums erheblichen Unmut über die eiskalte Abschiebung schutzsuchender Menschen in gefährliche Regionen gibt”, so Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch. Und Pollak weiter: “Die Innenministerin hat es in den vergangenen Monaten verabsäumt, ihre Möglichkeiten zu nutzen, um eine menschliche Lösung für die Flüchtlinge im Servitenkloster herbeizuführen. Ein Umdenken käme für einige der Flüchtlinge bereits zu spät und wäre dennoch bitter notwendig.”

Aufruf: Gefahr weiterer Festnahmen und Abschiebungen – unterstützt die Refugees vor Ort!

Die Zivilpolizisten der Justizanwaltschaft jagen rund ums Kloster alle, die wie Refugees aussehen und ermitteln gerade auch im Kloster.

KRIMINALISIERUNG ALS DIFFAMIERUNG DER BEWEGUNG.
Strategie auch gegen Refugees, deren Asylverfahren noch rechtmäßig läuft: Verhaftung wegen angeblicher organisierter Kriminalität. Es wird dringends support benötigt um die Drohenden Abschiebungen zu verhindern

Wie könnt ihr das machen ?
Ganz einfach: just go to the Sevitenkloster now and ask what is needed. Join the protests via demos, appeals to the inner ministry, organizations+parties, petitions and direct support!

hier ist die Wegbeschreibung:
Eingang Müllnergasse 9 (u4 rossauerlände)
Jede_r kann kommen

Presseaussendung des Refugee Protest Camps gegen die kriminalisierung von Selbstorganisation!

Menschenrechtsfreie Zeit vor den Wahlen?


Die Zeit vor den Wahlen sei nicht rechtsfrei, so die Innenministerin. Dafür scheint sie jetzt menschenrechtsfrei zu sein. Der ÖVP-Wahlkampf beginnt auf den Rücken von Geflüchteten.

Zeitgleich zur wachsenden Unterstützung für die nach Pakistan abgeschobenen Refugeeaktivisten versucht die österreichische Regierung jede Solidarität mit der Protestbewegung zu verunglimpfen. „Dem Innenministerium wurde die wachsende Unterstützung zu breit. Sie bekamen Angst, als wir mit verschiedenen Zivilorganisationen am Flughafen die Abschiebungen verhindern wollten. Zur gleichen Zeit erfuhren wir, dass unsere Freunde vor dem Kloster festgenommen wurden. Das ist kein Zufall. Die Anschuldigungen sollen als Totschlagargument dienen und die steigende Solidarität dämpfen. Doch gerade jetzt wird die Solidarität weiter wachsen! Hunderte von Menschen unterstützten uns kurzfristig bei einer Großdemo.“, so Muhammad Numan, der einen bewussten zeitlichen Zusammenhang zwischen den Abschiebungen und den erhobenen Vorwürfen sieht.

In Österreich wiederholt sich ein solcher Umgang mit selbstorganisierten Menschenrechtsbewegungen. Hier sei an die sogennante Operation Spring anlässlich der Proteste gegen die Tötung Marcus Omofumas 1999 erinnert. Damals hat man dem Netzwerk der afrikanischen Communities vorgeworfen, ein international organisierter Drogenring zu sein. Dies erwies sich später als unwahr und politisch motiviert. Statt stichfester Beweise, lieferte die Polizei unzureichende Aufnahmen und skandalös falsche Übersetzungen. Wieder liegt es nahe, dass eine kriminelle Organisation konstruiert wird, damit willkürlich so viele Aktivist*innen wie möglich ausgeschaltet werden können. So soll verhindert werden, dass die Forderungen des Refugeeprotests in den Medien Gehör findet.

Die Anschuldigungen werden also als durchschaubares Manöver der ÖVP-Ministerinnen (Justiz und Inneres) zurückgewiesen. Statt den auch gestern stattgefundenen Abschiebungen sowie der wachsenden Empörung am Flughafen Schwechat, wird nun die Medienaufmerksamkeit gezielt auf anderes gerichtet. „Sie gehen für Wählerstimmen über Leichen. Auf unseren Rücken soll Wahlkampf betrieben werden. Aber die Gesellschaft wird diese billige Wahlstrategie durchschauen.“, schließt Ali Nisar ab.

Presseerklärung Diakonie und Caritas: “Politik darf Flüchtlinge nicht im Stich lassen”

Gemeinsamer Appell: Hilfsorganisationen fordern Umdenken der PolitikerInnen. “Nicht alles, was rechtens ist, ist auch menschlich richtig”, betonen Küberl, Landau und Chalupka.

Caritas und Diakonie haben am Dienstag gemeinsam ihre tiefe Sorge im Zusammenhang mit der laufenden Abschiebung von acht pakistanischen Asylwerbern zum Ausdruck gebracht. Gemeinsam mit Franz Küberl (Caritas Österreich) und Michael Chalupka (Diakonie Österreich) bezog Wiens Caritasdirektor Michael Landau zu den nun laufenden Abschiebungen Stellung. “Ich bezweifle, dass die österreichische Bundesregierung für die Sicherheit dieser acht Menschen in Pakistan garantieren kann und dass sie die Sicherheitslage in Pakistan richtig einschätzt. Und ich sage ganz deutlich: Nicht alles, was rechtens ist, ist auch menschlich richtig! Die Flüchtlinge aus dem Servitenkloster haben sich in den vergangenen Monaten exponiert. Sie haben auf Schwächen des österreichischen Asylsystems und auf menschenrechtliche Verletzungen in ihrem Herkunftsland – auf Verfolgung, Folter und Tod – hingewiesen. Wenn diese Menschen nun abgeschoben werden, ist dies menschlich nicht nachvollziehbar. Wir appellieren an die Politik, die Abschiebung zu überdenken und das österreichische Asylwesen endlich zu reformieren, um den Menschen, um die es hier geht, auch als Menschen gerecht zu werden.”

Caritas-Präsident Franz Küberl betont mit Blick auf die Aussagen von Bundesministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im ORF-Morgenjournal: “Es darf vor einer Nationalratswahl auch keinen humanitätsfreien Raum geben. Und deswegen ersuche ich um einen auch mitmenschlich fairen Umgang mit den Asylwerbern.” Caritas und Diakonie wiesen einmal mehr darauf hin, dass Österreich in vielen Bereichen des Fremdenrechts noch immer weit von fairen und qualitätsvollen Asylverfahren entfernt ist. “Ziel muss es sein, dass das, was menschlich und menschenrechtlich richtig ist, auch in den Rechtsstandards und Gesetzen zum Ausdruck kommt. Im Asylrecht befinden wir uns in einem steten Ringen um Recht und Verhältnismäßigkeit”, erinnert Diakonie-Direktor Michael Chalupka an die notwendige Verbesserung der Qualität im Asylverfahren und der fehlenden Solidarität im europäischen Asylsystem. “Auch müssen noch immer in Österreich Grundversorgungseinrichtungen geschlossen werden, weil sie jeder menschenwürdigen Beschreibung spotten”, so Chalupka.

Und Caritasdirektor Michael Landau ergänzt: “In Tagen, da Papst Franziskus auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa vor einer Globalisierung der Gleichgültigkeit warnt und Kardinal Christoph Schönborn zu Recht betont, dass Rechtsstaat und Mitmenschlichkeit kein Widerspruch sein dürfen, sollten sich auch die österreichischen PolitikerInnen erneut fragen, ob sie ihrer Verantwortung gerecht werden. Gesetze können dahingehend geändert werden, dass sie nicht nur rechtens, sondern auch menschlich besser vertretbar sind.”

Caritas und Diakonie halten fest: “Die Flüchtlinge aus dem Servitenkloster können nicht besser gestellt werden als tausende andere Flüchtlinge, die in Österreich Schutz suchen. Deshalb fordern wir, dass es menschenrechtliche Anpassungen für alle Asylsuchenden in Österreich geben muss.”

Abschließend präsentierten Küberl, Landau und Chalupka einmal mehr ihre Reformvorschläge für ein gerechteres Fremdenrecht in Österreich:

– Öffnung des Arbeitsmarkts: Caritas, Diakonie und Amnesty fordern einen effektiven Arbeitsmarktzugang nach sechs Monaten für AsylwerberInnen. Zudem sollte eine Umgestaltung der Rahmenbedingungen in der Grundversorgung erfolgen, zum Beispiel sollten die Zuverdienstgrenzen, die aktuell nur bei 110 Euro liegen, angehoben werden.

– Faire und qualitätsvolle Asylverfahren: Caritas, Diakonie und Amnesty fordern eine kontinuierliche, gut zugängliche, kostenlose und alle Bereiche abdeckende Rechtsberatung und Rechtsvertretung im Asylverfahren. Nur so können faire Verfahren gewährleistet werden. Außerdem sollten Abschiebungen in Länder überdacht werden, die für die eigenen Bürger als zu gefährlich erachtet werden.

– Qualitätsvolle Grundversorgung: Caritas, Diakonie und Amnesty fordern einheitliche Standards in österreichischen Grundversorgungseinrichtungen und eine Erhöhung der Grundversorgungsleistungen.

– Echte Reform des EU-Asylsystems: Als Trägerin des Friedensnobelpreises muss die Europäische Union ihrer Verantwortung für Flüchtlinge endlich gerecht werden und das EU-Asylsystem in volle Übereinstimmung mit der Genfer Flüchtlingskonvention und der Europäischen Menschenrechtskonvention bringen. Die zuletzt präsentierte Harmonisierung des Asylwesens in ganz Europa geht hier nicht weit genug.

– Recht auf Bildung: Das Recht auf Bildung sollte – als Menschenrecht – daher auch jungen Asylsuchenden bei ihrer Ankunft in Österreich uneingeschränkt zustehen. Viele Kinder und ihre Familien haben oft Furchtbares durchgemacht und auch die Lebensumstände im Gastland sind für sie häufig sehr schwierig. Die Schule aber würde den jungen Flüchtlingen eine positiv erlebte Tagesstruktur bieten und ein Gefühl von Normalität und vor allem Stabilität vermitteln.

Caritas und Diakonie rufen alle Menschen in Österreich auf, ein Zeichen gegen zynischen Populismus zu setzen und die Petition “Gegen Unmenschlichkeit” zu unterzeichnen. Mit der Petition wollen wir die zukünftige Bundesregierung zu einer längst überfälligen Reform der Flüchtlingsgesetzgebung in Österreich bewegen. Die österreichischen Gesetze zum Thema Flucht und Asyl sind zur Gänze im Geiste der Menschlichkeit zu überarbeiten!” Die Petition kann hier unterzeichnet
werden: http://gegen-unmenschlichkeit.at/

Presseerklärung des Kulturrat Österreich: Innenministerin Mikl-Leitner lässt Geflüchtete in Krisenregion abschieben

Die Lage eskaliert: Trotz akuter Bedrohung wurde am Montagmorgen unter dem Protest solidarischer Menschen ein Teil der Flüchtlinge, die an den seit November 2012 andauernden größten selbstorganisierten Protesten von Geflüchteten und AsylwerberInnen in Österreich beteiligt sind, in Haft genommen, um abgeschoben zu werden. Weitere Flüchtlinge sind in Gefahr. Neuesten Meldungen zufolge ist die Polizei in das Servitenkloster eingedrungen und nimmt Verhaftungen vor.

Zehn der betroffenen AsylwerberInnen mussten sich bereits seit mehreren Tagen täglich bei der Polizei melden und haben diese absurderweise „gelin deres Mittel“ genannte Auflage entgegen anderslautenden Medienberichten erfüllt. Am Sonntag wurden acht von ihnen bei diesem Akt der täglichen Meldung in vier verschiedenen Polizeistationen in Wien festgenommen und in Haft gebracht. Weitere Flüchtlinge aus der Gruppe wurden inzwischen aufgefordert, ebenfalls täglich der polizeilichen Meldepflicht nachzukommen. Da sie dies aus berechtigter Angst vor einer Abschiebung gegenwärtig nicht tun, müssen sie befürchten, jederzeit in Schubhaft genommen zu werden. Die Bescheide mit der Auflage der täglichen Meldung werden von Asyl in Not als rechtswidrig bewertet und beeinsprucht. Die Fremdenpolizei argumentierte damit, sie müsse „den aktuellen Aufenthaltsort von amtsbekannt rechtswidrig aufhältigen Fremden“ kennen. „Der amtsbekannte Aufenthaltsort“, so Asyl in Not, „ist aber das Servitenkloster, sodass schon für die Verhängung der täglichen Meldung keine Veranlassung bestand.“ Selbst dieser als sicher angenommene Schutzort wird von der Staatsgewalt nicht mehr akzeptiert – eine akute Verschärfung im Umgang mit AsylwerberInnen.

Ministerin Mikl-Leitner berief sich am Montag darauf, dass laut Bundesasylamt und unabhängigem Asylgerichtshof keine Asylgründe vorlägen. Da die Ermessensspielräume ausgeschöpft seien, müssten die Behörden fremdenpolizeilich handeln. Daher werde sie auch nicht von ihrer Möglichkeit Gebrauch machen, die Abschiebungen zu stoppen – was sie in ihrer Amtszeit ohnedies noch nie getan hat. Kardinal Schönborn äußerte sich bestürzt über die Umstände der Aktion und vermutet Wahlkampfkalkül. Auch die Caritas kritisiert das Vorgehen der Behörden auf das Schärfste.

Die Flüchtlinge, die mit ihren seit Monaten andauernden friedlichen Protesten auf die rigide österreichische Rechtslage und auf Missstände des Asylverfahrens aufmerksam machen, sind in ihren Herkunftsländern an Leib und Leben bedroht.

Der Kulturrat Österreich unterstützt die Forderungen der selbstorganisierten Flüchtlinge vollinhaltlich. Wir sind solidarisch mit dem Refugee Protest Camp Vienna – mit dem unermüdlichen Kampf der Flüchtlinge, mit der bemerkenswerten Unterstützung durch Einzelpersonen und Gruppen, mit dem Engagement von NGOs sowie engagierten kirchlichen Einrichtungen. In Österreich, in Europa braucht es eine fundamentale Änderung im Umgang mit Flüchtlingen!

Der Kulturrat Österreich verurteilt die Abschiebungen scharf.

Stoppt Abschiebungen – sofort und überhaupt!
Bleiberecht jetzt!

Nachsatz: Aus dem Abschiebegefängnis an der Roßauer Lände werden täglich
(im Durchschnitt) sieben Menschen abgeschoben – zumeist ohne dass die
Öffentlichkeit davon Kenntnis nimmt.

Aufruf zur Demonstration: HEUTE 30.7.2013, 19h,
Polizeianhaltezentrum Roßauer Lände 9, Wien. Weitere sind geplant!

Twitter Hashtag: #refugeeprotest

refugeecampvienna (Blog)
http://refugeecampvienna.noblogs.org

refugeecampvienna (Facebook)
http://www.facebook.com/RefugeeCampVienna

Polizeieinsatz Rossauer Lände, 29.7.2013 – Video Kommentar von Rechtsanwalt Dr. Lennart Binder mit Transkription

Zwischen 8 und 9 Uhr früh räumte die Polizei solidarische Menschen von der Rossauer Lände weg, die dort gegen die Abschiebung von acht pakistanischen Flüchtlingsaktivisten protestierten. Der Anwalt der Flüchtlinge, Dr.Lennart Binder, der gerade seine Mandanten besuchen wollte, wurde mit weggeräumt. Er erklärt, dass die Abschiebung der acht Aktivisten geschieht, ohne dass sie die Chance auf ein faires Asylverfahren gehabt hätten. Insbesondere wurden sie wegen ihrer Teilnahme an der Flüchtlingsprotestbewegung im Asylverfahren schwer benachteiligt.

Link zum Video http://youtu.be/Ba9PbZJHvLs

Transkription des Videos:

Abschiebung von Refugees aus dem Protest Camp am 29. Juli 2013: Kommentar von Anwalt Binder über handgreifliche Behinderung der Rechtsvertretung durch die Polizei und Rechtswidrigkeit der Asylverfahren

Zwischen 8 und 9 Uhr früh räumte die Polizei solidarische Menschen von der Rossauer Lände weg, die dort gegen die Abschiebung von acht pakistanischen Flüchtlingsaktivisten protestierten. Mehr auf ‪http://refugeecampvienna.noblogs.org

Dr. Lennart Binder, Anwalt der acht Flüchtlinge, die am 29. Und 30.Juli abgeschoben wurden, der gerade seine Mandanten besuchen wollte, wurde mit weggeräumt. Er erklärt, dass die Abschiebung der acht Aktivisten geschieht, ohne dass sie die Chance auf ein faires Asylverfahren gehabt hätten. Insbesondere wurden sie wegen ihrer Teilnahme an der Flüchtlingsprotestbewegung im Asylverfahren schwer benachteiligt.


Im Video kommentiert der Anwalt, wie er daran gehindert wurde, seine Mandanten ein Mal in der Schubhaft zu besuchen und warum die Aussagen der Innenministerin, die Abschiebungen seien rechtmäßig, nicht der Wahrheit entsprechen:

Polizeibeamter: “Sie warten jetzt hier, bis unser Dienstvorgesetzter kommt, mit dem können Sie dann gerne reden.”

Binder: “Ja, wo ist der?” – “Irgendwo unterwegs,, der wird gleich kommen.”- “Na, holen Sie ihn her! Was heißt, wird schon kommen? Rufen Sie ihn doch an, bitte!”

Kommentar Dr. Binder: “Die letzte halbe Stunde hat man gesehen, dass ich hingehalten worden bin. Ich wollte die inhaftierten Flüchtlinge besuchen. Unter einem Vorwand haben sie mich warten lassen, angeblich sind sie nicht im Stande, die zu finden! Jedenfalls haben wir lang gewartet, vor der Eingangstür, sie haben nicht aufgemacht.

In der Zwischenzeit ist eine große Heerschar von Polizisten – sicher 200 Polizisten – gekommen, die in einem brutalen Angriff alle Demonstranten in einen Kessel geführt haben, in der Grünentorgasse. Ich habe gesehen, wie die Leute handgreiflich abtransportiert wurden. Auch ich selber bin links und rechts von zwei Riesen-Polizisten unter den Armen genommen worden und mit Gewalt gezwungen worden, in die Grünentorgasse zu gehen. Mein Verlangen, den Diensthabenden zu sprechen, ist abgelehnt worden. Unter einem Vorwand werde ich jetzt weiter festgehalten.

Zahlreiche Flüchtlinge haben wir vertreten, im Migrantinnenverein und auch persönlich, und es ist durch die Bank so, dass die Mitteilung, oder, die Äußerung der Innenministerin, dass ein rechtsstaatliches Verfahren stattgefunden hat und dass sozusagen die Abschiebung der zwar vielleicht unangenehme Teil der ganzen Geschichte ist, der von den Polizeibeamten dem Gesetz entsprechend durchgeführt wird, dass diese Aussage komplett falsch ist: Es hat kein asylrechtliches, rechtsstaatliches Verfahren gegeben, die Leute sind um ihre Fristen gebracht worden, sie sind betrogen worden. Sie sind aus (dem Aufnahmelager, Anm. d. Vs.) Traiskirchen wegmarschiert, um an einer Demonstration vor der Votivkirche Teil zu nehmen. Sie wurden dann nicht mehr zurück gelassen in das Lager Traiskirchen, haben dadurch Fristen versäumt, die Bescheide sind nicht zugestellt worden b.z.w. in Traiskirchen, an einem Ort, an den die Flüchtlinge nicht zurück konnten. Sie haben vertraut, dass Rechtsberater die Beschwerden machen würden, die sind nicht gemacht worden. Wir haben Wiedereinsetzungsanträge gestellt, die sind vom Asylgerichtshof zurückgeschmettert worden, ohne, das seine Verhandlung stattgefunden hat und ich glaube, in allen Fällen kann ich sagen: Ausnahmslos hat keine einzige Verhandlung vor dem Asylgerichtshof stattgefunden. Es ist hier nie zur Debatte gestanden, wie die Länderberichte ausschauen, es haben die Asylwerber nie eine Möglichkeit gehabt, ihre eigene Geschichte darzustellen, sie haben nie die Möglichkeit gehabt, zu sagen, dass die Länderberichte über Pakistan nicht der Wahrheit entsprechen.” (Transkription: EM)

Berlin: Spontane Proteste gegen die (geplante) Sammelabschiebung. Stopp Deportationen nach Pakistan! Nicht von Wien, Nicht von Berlin und Nirgendwo!

Info von http://asylstrikeberlin.wordpress.com/
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Proteste gegen Abschiebung am 29.07.2013 um 15 Uhr von der Rossauerlände zum Innenministerium angemeldet.

Ein Massenaufgebot von Polizei hat den Protest gegen die Abschiebung von 8 Refugees aus dem Servitenkloster brutal gestürmt. Sogar Anwalt Lennart Binder wurde von ca. 8 bis 8.30 von der Polizei gewaltsam daran gehindert, noch rechtzeitig mit 6 von ihm betreuten Flüchtlingen zu sprechen, mit der Unterstellung, er habe auch an der Kundgebung teilgenommen.

Seit der Festnahme der 8 Pakistanis nahmen die Proteste dort immer weiter zu und gingen ab 10 Uhr am Flughafen weiter. Vermutung: Flug am Vormittag mit Air Berlin nach Lahore. Viele Flüchtlinge sind von Hunger- und Durststreik geschwächt und sollen trotz gesundheitlichem Risiko mit Gewalt abgeschoben werden.

Als am Morgen Stellvertreter von Volksanwaltschaft und Menschenrechtsbeirat das Schubhaft-Gefängnis verlassen haben, schien es noch, dass es Verhandlungen über die Freilassung der pakistanischen Flüchtlinge gibt. Dann verlautbarte Innenministerin Mikl-Leitner, dass es zu Abschiebungen kommen wird. Vor dem Polizeianhaltezentrum Rossauerlände wurden etwa 40 Refugees und Unterstützer_innen weggeschleppt, zahlreiche angezeigt, weil die Demo erst zu einem späteren Zeitpunkt angemeldet gewesen sei. Zumindest einer der friedlichen Protestteilnehmer wurde am Rücken verletzt, als ihn die Polizei wegtrug.

Der “Refugee Protest Vienna” fordert ein menschenwürdiges Asylsystem in Österreich und einen Abschiebestopp. Eine Demo wird für 29.07. 2013 um 15 Uhr von der Rossauerlände zum Innenministerium angemeldet.
Eine Demo für 29.07. 2013 um 15 Uhr von der Rossauerlände zum Innenministerium angemeldet.

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A lot of police brutally crashed into the protest against the deportation of refugees from the Serviten monastery. Even the lawyer Lennart Binder was prevented the Police to speak to 6 refugees supported by him (from about 8.00 to 8.30). Binder was not allowed to speak with them in time, with the insinuation that he had also participated in the rally.

Since the arrest of eight Pakistanis lot of protests took place, e.g. from 10 clock at the airport based on the assumption about the morning flight with Air Berlin to Lahore. Many refugees are weakened by hunger and thirst strike and to be deported by force despite health risk.

When in the morning deputies of Ombudsman (Volksanwaltschaft) and Human Rights Advisory Board (Menschenrechtsbeirat) left the detention prison, it seemed that there are negotiations for the release of Pakistani refugees. Then Minister of interior Mikl-Leitner stated that they will be repatriated.

In front of the Polizeianhaltezentrum Rossauerlände about 40 Refugees and supporters were dragged away, many displayed because the demo was filed at a later time. At least one of the peaceful protesters was injured on the back when carried away by the police.

The “Vienna Refugee protest” calls for a decent Asylsystem in Austria and against deportations. A demo is registered for 29.07. by 15 clock at the Rossauerlände to the Ministry of the Interior.

Caritas kritisiert Vorgehen der Behörden aufs Schärfste, Schönborn bittet um Freilassung der Servitenkloster-Flüchtlinge

1.Servitenkloster: Caritas kritisiert Vorgehen der Behörden aufs Schärfste
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20130728_OTS0015/servitenkloster-caritas-kritisiert-vorgehen-der-behoerden-aufs-schaerfste

2. Schönborn bittet um Freilassung der Servitenkloster-Flüchtlinge
http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/56264.html

Nach Schubhaft für zehn Pakistani aus den Reihen der ehemaligen Votivkirchen-Demonstranten: Scharfe Kritik an den Behörden für die Festnahme – “Stelle die Frage, warum die Verhaftung zu einem Zeitpunkt stattfindet, an der ich in Rio de Janeiro bin” Presseaussendungen vom 28.07.2013

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Protestmail an Air Berlin – Protest at Air Berlin-contacts – Stop the deportation!

english below

Beispiel-Mail, das ihr in eurem Namen im Mail-Formular auf https://www.airberlin.com/en-GB/site/kontaktformular_mail.php (so oder abgeändert, am besten unter verschiedenen Themen-Bereichen) schicken könnt. > Ganz unten die Mailadressen aus dem Presse-Bereich:

“Liebe Piloten und Mitarbeiter_innen der Air Berlin,

es gibt jetzt die gesicherte Information, dass mindestens 20 Menschen am 29.7.2013 aus Österreich nach Lahore/ Pakistan abgeschoben werden sollen. Und zwar wahrscheinlich ab Berlin per Charter mit Air Berlin. Der Flug soll laut polizeilicher Mitteilung am Dienstag um 6 Uhr Ortszeit in Lahore/ Pakistan landen, was aber nicht stimmen muss.

Ich beschwere mich hiermit über die unmenschliche Vorgangsweise und ermahne Sie, Menschenleben nicht zu gefährden und die Abschiebung zu verhindern.
Continue reading “Protestmail an Air Berlin – Protest at Air Berlin-contacts – Stop the deportation!”

Today at night! We stop the deportation of our colleagues!

Come and join to avoid the deportation!!!

https://www.facebook.com/events/441489289300706/441505059299129/?notif_t=plan_mall_activity

Letter to the president of Austria to stop the deportations immediately!

Wien, 28.07.2013
Dear Mister President

we contact you, because 8 of us, the refugees from the Serviten monastery, are facing deportation to Pakistan on 28th of July.
The situation is very dangerous now: we urgently need your help in order to prevent violations of human rights, if the deportation is not stopped immediately. Please stop this human rights violation.

Political statements of all of the refugees from the Protest Camp Vienna have been spread in international media, also through the embassy. Most individuals arrested are also vulnerable because they are suffering severe kinds of trauma. Like us, the lives of all people who critizised the government are in danger in Pakistan. No refugee should be deported to a country, where he´ll get arrested, face torture, politically motivated punishments and mortal risk.

How can we be deported to another region (so called “Innerstaatliche Fluchtalternative“) in a country where terror and attacks cause deaths and injuries every day and where there is even a travel warning for Austrians from the Ministry of Foreign Affairs?

Our struggle for human rights must not be sanctioned!

Dear Mr. President, you´re responsible for Austrian values, Human Rights including dignity of human persons. Austria as a democratic country has a key role in mediating and peacebuilding and is bound to the international law of Non-Refoulement.

We have started a dialogue with you and the other decision makers of this country half a year ago. According to the new developments at Serviten Monastery (Serviteng. 6, 1090 Wien), we come to your competence:

Stop all deportations to Pakistan to prevent human rights violations that we will face in case of deportation.

We trust that you will take all necessary steps to protect our lives and stop the deportations tomorrow, Mr. President!

In the name of the Refugee movement
we sign

Shahjahan Khan
Numan Mahamad
Khan Adalat

Petition against the deportation of our refugee activists to Pakistan!

We started a petition against the deportation of our refugee activists!

https://www.change.org/en-GB/petitions/interior-ministry-president-government-of-austria-release-of-refugee-activists-from-detonation-camp-at-vienna?utm_campaign=friend_inviter_chat&utm_medium=facebook&utm_source=share_petition&utm_term=permissions_dialog_false

Polizeifalle. Refugees aus dem Kloster bei täglicher Kontrolle verhaftet. Abschiebung für morgen geplant.

Information von Asyl in Not

Heute, Sonntag 28. Juli, früh wurden fünf, möglicherweise mehr Refugees aus dem Servitenkloster verhaftet, als sie sich der vor einigen Tagen verhängten täglichen Meldung bei der Polizei unterzogen. Ihre Abschiebung nach Pakistan ist für morgen, Montag, 29. Juli, vorgesehen.

Vorangegangen war die Verhängung des „gelinderen Mittels“ (anstelle der Verhängung von Schubhaft) mit Bescheiden der Fremdenpolizei vom 23. Juli. Darin hieß es noch, Schubhaft sei nicht erforderlich, es genüge die tägliche Meldung.

Schon diese Bescheide sind rechtswidrig; die Fremdenpolizei begründete sie damit, sie müsse „den aktuellen Aufenthaltsort von amtsbekannt rechtswidrig aufhältigen Fremden“ kennen.

Der amtsbekannte Aufenthaltsort ist aber das Servitenkloster, sodaß schon für die Verhängung der täglichen Meldung keine Veranlassung bestand. Asyl in Not wird daher gegen diese Bescheide der Fremdenpolizei Rechtsmittel ergreifen.

Der tatsächliche Zweck dieser Maßnahme, dieser Falle, war aber, Verhaftungen außerhalb des Klosters durchführen zu können, somit (wie die Polizei vermeinte) unter Ausschluß der Öffentlichkeit.

Es ist Sommer, viele aktive Menschen sind auf Urlaub, das ist immer eine gute Zeit für Provokationen der Polizei. Offenbar haben jene Elemente, die gern mit dem Feuer spielen, diese Zeit genützt, um einen Schlag gegen die unbequeme Refugee-Bewegung zu führen.

Unter den heute Festgenommen sind zwei Klienten von Asyl in Not; unter denen, die sich täglich melden müssen, insgesamt fünf. Für sie alle Sicherheitslage in Pakistan ihre Abschiebung unzulässig macht. Über diese Anträge ist bis heute nicht entschieden worden.

Einer der Festgenommenen, Ali Nawab, ist für Asyl in Not ehrenamtlich als Dolmetscher tätig. Er hat am 6. Mai als Gastreferent an einer Vorlesung an der Wiener Universität teilgenommen und ist somit auch öffentlich bekannt.

In Pakistan hat sich die allgemeine Sicherheitslage im jüngst vergangenen Wahlkampf weiterhin drastisch verschärft. Der Terror der Taliban, vor denen unsere Klienten geflüchtet sind, hat die Wahlen zur Farce gemacht und zum „Wahl“-Sieg der islamistischen Muslim-Liga geführt. Unsere Klienten sind daher im Falle ihrer Abschiebung in Lebensgefahr.

Asyl in Not fordert die sofortige Freilassung aller Festgenommenen und einen sofortigen Abschiebestopp. Ebenso fordern wir eine Untersuchung der behördeninternen Hintergründe der heutigen Polizeiaktion und die Bestrafung der Schuldigen. Wir werden weiter berichten.

Michael Genner

Obmann von Asyl in Not