Solidaritätserklärung gegen die Kriminalisierung von Migrant*innen und Refugees / Solidarity statement against the criminalisation of Migrants and Refugees

english below

Wir Refugees sind aus unterschiedlichen Gründen aus unseren Heimatländern geflohen. Wir wurden gezwungen vieles hinter uns zu lassen, das wir lieben: unsere Heimat, unsere Kultur, unsere Arbeit, unser normales Leben. Wir vermissen unsere Familien. Wir vermissen unsere Kinder. Unsere Freunde. Und wir vermissen die Straßen, in denen wir als Kinder gespielt haben. Wir haben viele Familienmitglieder im Krieg verloren und auch sie vermissen wir so sehr.

Jede*r Refugee, die*der sein Heimatland verlässt, hat den gleichen Gedanken: Wie kann ich einen legalen Status bekommen und ein normales und sicheres Leben in einem neuen Land beginnen?

Viele unserer Familienmitglieder und Freund*innen mussten auch die Heimat verlassen und leben jetzt auf der ganzen Welt verstreut. Es war nicht unsere freie Wahl, nach Europa zu kommen. Refugees ziehen um die ganze Welt, weil sie nicht an ihrem Aufenthaltsort bleiben können. Nur wenige von ihnen versuchen nach Europa zu kommen und suchen hier um Asyl und internationalen Schutz an. Die Mehrheit der Refugees stirbt auf dem Weg, schafft es nicht bis Europa oder muss zurückkehren.

Es gibt keine LEGALE Möglichkeit, nach Europa zu kommen. Wenn man kein Visum hat, riskiert man sein Leben, um nach Europa zu kommen. Die Behörden machen den Grenzübertritt immer schwieriger und gefährlicher. Daher ist es unmöglich, nach Europa ohne die Hilfe von Menschen zu kommen, die meist „Schlepper“ genannt werden. Auch mit den Schleppern ist der Weg gefährlich. Aber wir brauchen Fluchthilfe.

Die Geschichte jedes Refugee ist anders. Aber das gemeinsame Problem ist die Grenze. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Refugees beim Grenzübertritt zu unterstützen. Dafür braucht es Wissen, Planung und Mut.
Es gibt verschiedene Schlepper. Refugees können von Schleppern betrogen, gefoltert oder erpresst werden. Man hat keine Rechte, wenn man zu einem Schlepper geht. Man kann nicht einen Business Class Sitz verlangen wie im Flugzeug.

Aber gute Schlepper sind schnell, zeigen oder führen uns auf einem guten Weg, geben uns Unterkunft und Essen, kennen das Wetter. Ein guter Schlepper kann dir keine Garantie für einen erfolgreichen Grenzübertritt geben, und auch keine Garantie für dein Leben. Aber ein guter Schlepper bemüht sich um dein Leben.
Wir wollen nicht von Schleppern abhängig sein. Aber wir verstehen Schlepperei als eine, Dienstleistung, die großteils bezahlt ist und so lange existieren wird, wie es illegal ist, Grenzen zu übertreten.
Oft bezahlen Schlepper die Grenzwachen, die Polizei oder die Behörden, damit wir ohne Kontrolle über die Grenze gehen können.
Das sind dieselben Behörden, die Migration und Refugees kriminalisieren und Menschenrechte verletzen. Sie gehören zu dem rassistischen Teil des Systems, das Asyl verweigert, Anhaltezentren schafft und mit Abschiebungen Profit macht.
Doch in Wirklichkeit, sind Abschiebungen die tatsächliche Schlepperei von Menschen!!

Michael Genner und seine Organisation „Asyl in Not“ haben das Refugee Protest Movement von Anfang an tatkräftig unterstützt und die Aktivisten in Rechtssachen beraten. Es war ein Akt der Solidarität mit allen Refugees, als Michael Genner, ein öffentliches Statement zu Schlepperei und der notwendigen Unterstützung beim Grenzübertritt verfasst hat. Dies führte dazu, dass nun eine Person wie Michael Genner fast vor Gericht gebracht wurde, eine Person, die ihr ganzes Leben lang offen und konsequent gegen diese Strukturen gekämpft hat. Es war ein Versuch, ihn und alle Anderen zum Schweigen zu bringen, welche die Kämpfe von Refugees gegen ein ungerechtes System unterstützen.

Wir wollen daran erinnern, wieso Michael Genner dieses Statement verfasst hat: Ende Juli 2013 wurden acht Aktivisten unseres Protests abgeschoben. Sofort solidarisierten sich wachsende Teile der Zivilgesellschaft mit den Abgeschobenen. Die Regierung reagierte darauf mit dem Versuch, die Bewegung zu zerstören. Sie kriminalisierte und verhaftete einige Aktivisten unter dem konstruierten Verdacht, sie seien Teil einer internationalen Schlepperorganisation. Schon bald musste das Innenministerium große Teile seiner Anschuldigungen zurücknehmen. Mehr als sechs Monate sind die Aktivisten nun in Untersuchungshaft und warten auf ihren Prozess.

Nun sind vor wenigen Wochen zwei Personen von unserem Protest enthaftet worden. Sie warten nun auf ihr Gerichtsverfahren. Wir sehen dies als Erfolg, weil es aufzeigt, dass die Autoritäten keine Beweise haben. Aber wir fragen euch- aus welchem Grund mussten sie so viele Monate im Gefängnis auf ihre Verfahren warten? Sie sind doch keine Verbrecher! Wir ersuchen die österreichische Öffentlichkeit mit den nach wie vor Gefangenen Solidarität zu zeigen und den anstehenden Prozess zu beobachten!

Regierungen verletzen Menschenrechte weltweit. Es darf den Behörden nicht möglich sein, Menschen zu kriminalisieren, die offen für Bewegungs- und Redefreiheit eintreten. Es darf den Behörden nicht möglich sein, Migrant*innen und Refugees zu kriminalisieren!

Wir lassen es uns nicht verbieten, weiter für unsere Rechte zu kämpfen!
You cannot silence us!
No border, no nation! Stop criminalization!
Together we will rise!

Refugee Protest Movement Vienna, Februar 2014

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Solidarity statement against the criminalisation of Migrants and Refugees

We refugees are fleeing from different reasons from our homecountries. We are forced to leave so much loved behind: Our home land, our culture, our businesses and normal lives. We miss our families. We miss our children. Our friends. And we also miss those streets in which we played in our childhood. We lost a lot of family members in war, and also them, we miss so much.

Every refugee leaving the homecountry is thinking the same:
How can i get a legal status and start a normal and safe life in another country?

Many of our family members and friends live all around the world now.
It was not our free choice to come to Europe.
Refugees are moving all around the world because they cannot stay in their places of residence. Only some try to come to Europe asking for Asylum and international protection. The majority of refugees are dying or are stuck on their ways, or have to return.

There is no LEGAL way to reach Europe. If you have no Visa you have to risk your life to go to Europe. The authorities are making it every time more difficult and more dangerous to cross the borders. That´s why it is impossible to enter Europe without the help of people, whom you call „smugglers“. Even the ways with the smugglers are risky. But it is necessary that someone helps you.

Every story of a refugee is different. But the common problem is the border. There exist different ways of supporting refugees in crossing borders. It needs knowledge, planning and courage. There are different kind of smugglers. You can be cheated, tortured or blackmailed. You have no rights if you go to a smuggler. You cannot ask for special seats like in a plane.

But good smugglers are fast, show or lead us a good way, give us shelter and food, know the weather. A good smuggler can neither give you a guarantee for successful border crossing nor a guarantee for your life. But a good smuggler tries to take care of your life.

We would prefer not to be dependent on having a smuggler. But we see it as a service, generally paid, which will exist as long as it is illegal to cross borders.

A smuggler often also pays border guards, the police or authorities so we can cross without controls.

It is the same authorities who are criminalizing migration and refugees and who are violating human rights. It is also that racist part of the system rejecting asylum, creating detention centers, and making profit with deportations.

But in fact, deportations are the real human smuggling!!

Michael Genner and his organization Asyl in Not have been strongly supporting the Refugee Protest Movement from its very beginning and giving legal advice to several refugee activists.

We see it as an act of solidarity with all refugees when Michael Genner wrote a public statement on human smuggling and the necessary support of crossing borders. As a result, a person like Michael Genner, who has been openly and consequently fighting all his life against these structures, has almost been taken to court. This was a try to silence his voice and the voice of others, who are supporting the struggles of refugees against an injust system.

We want to remind why Michael Genner wrote the public statement:

At the end of July 2013 eight activists of our protest were deported. There was immediate growing solidarity of wide parts of civil society with the deportees. The government answered, trying to destroy the movement by criminalizing and arresting several activists under the contruction of being part of an international human smuggling organization. Soon after, the Ministry of Internal Affairs had to take back most parts of their accusations. For more then six months the activists are being imprisoned, waiting for their trials.

Now, some weeks ago two persons of our protest movement got out of prison. They are still waiting for their trials. We see it as a success, because it shows that the authorities have no proof. But we ask you- Why did they have to wait for their trial in prison for so many months? They are no criminals! We are asking the Austrian public to show support to the still imprisoned persons and also to come to their coming trails!

Governments all around the world are violating human rights.
It must not be possible for authorities to criminalize people who are fighting openly for Freedom of Movement and Freedom of Speech.
It must not be possible to authorities to criminalize migrants and refugees!

We wont allow them to stop our fight for our righs!

You cannot silence us!
No border, no nation! Stop criminalization!
Together we will rise!

Refugee Protest Movement Vienna, February 2014