Täglich üben die Caritas und Kirchenautoritäten Druck gegen die Flüchtlinge im Kloster aus – durch tägliche Anwesenheitskontrollen im Rahmen des “Grundversorgungs”systems, durch Zugangsbeschränkungen für BesucherInnen und UnterstützerInnen, durch das Auferlegen von Willkürregeln. Am 19. März gab es einen weiteren schwerwiegenden Fall von Repression – hier der Augenzeugenbericht des Aktivisten und Sprechers des Flüchtlingskampfes, Muhammed Numan:
“Ein Flüchtling, der sich aufgrund von Traumatisierung in psychologischer Behandlung befindet, war bereits seit Tagen über das Verhalten der Caritas verärgert. Am 19. März klopften Security- und Caritasmitarbeiter an seine Tür, er öffnete und fragte: “Warum stört ihr mich und klopft an meine Tür?” Die Security- und Caritasleute entdeckten eine Person in seinem Zimmer und fragten: “Wer ist das?”. Er antwortete: ”Ein Freund von mir, der mich besucht.” Sie sagten: “Er darf dich nicht hier im Zimmer besuchen.” Der Refugee sagte: “Das geht euch nichts an. Wenn dieser Mensch mich nicht besuchen darf, wozu bin ich dann hier? Wenn das mein Zimmer ist, kann jedeR FreundIn oder BesucherIn mich besuchen. Was habt ihr für ein Problem?” Und er schloss die Tür. Sie begannen erneut zu klopfen und er machte nicht auf. Dann riefen sie die Polizei. Als die Polizei kam, meinten die Leute von der Caritas: “Er wird wegen seinem Fehlverhalten bestraft, deswegen muss er das Zimmer verlassen und unten im Keller des Klosters bleiben, ansonsten wird ihn die Polizei mit Zwang aus seinem Zimmer holen.” Inzwischen hatte der Refugee eine Traumaattacke und brach zusammen. Refugees und UnterstützerInnen versuchten, der Polizei und den Caritasleuten die psychische Situation dieses Mannes zu erklären: Dass er als Traumapatient professionelle Behandlung und Medikamentiereung bekommt, dass es für ihn besonders wichtig ist, sich in einem friedlichen und ruhigen Umfeld aufzuhalten. Als die Polizei aufs Zimmer ging, fanden sie ihn auf seinem Bett liegen und die Caritas rief die Rettung. Eine halbe Stunde später kam der Krankenwagen und brachte den Mann ins AKH, wo er sich bis jetzt befindet.”
Dieser Fall ist in mehrerelei Hinsicht bezeichnend: Er zeigt eine Haltung von Respektlosigkeit und Eindringen in die Freiheit und Privatsphäre der Flüchtlinge, von Respektlosigkeit gegenüber ihrem Recht, zu entscheiden, wie und mit wem sie die Zeit in den Räumen, die sie bewohnen, verbringen wollen. Er zeigt auch ein hohes Maß an Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen von Menschen, die unter Traumatisierung und psychischer Belastung leiden. Und er zeigt, wie Caritas und Kirchenautoritäten versuchen, Kontrolle und repressive Regeln gegen die Flüchtlinge durchzusetzen – mit Methoden der Bestrafung und mit Hilfe der Polizei.
Muhammed Numan kommentiert die aktuelle Situation im Koster folgendermaßen:
“Was momentan den Flüchtlingen im Kloster wiederfährt, ist komplizierter als das, was in den Lagern geschieht. Am zweiten März, bevor wir die Votivkirche verlassen haben, gab es Verhandlungen mit Vertretern der Kirche, die protokolliert wurden. Sie machten Versprechungen, aber sie haben uns komplett belogen. Wir können nicht mehr an isolierten Orten leben. Hört auf, politische Spiele mit dem Leben der Flüchtlinge zu spielen. Und hört auf, Geschäfte mit der Zukunft der Flüchtlinge zu machen. Wir warten darauf, dass verantwortliche Persönlichkeiten in Österreich und in der EU ihre Verantwortung für die Zukunft der Flüchtlinge übernehmen!”
Every day, Caritas and church authorities are making pressure against the refugees in the monastery: By controling their presence every day, justified through the system of “Grundversorgung”, by restricting acess of visitors and supporters, by imposing arbitrary rules. On 19th of March, another crucial case of repression happened – here’s the report of the refugee activist and speaker for the refugee struggle, Muhammed Numan, who eyewitnessed the situation:
“One refugee, who is a patient in psychologist treatment due to traumatisation, was upset against the behaviour of Caritas for some days. On the 19th, security staff and Caritas people knocked on his door, he opened to ask: “Why are you disturbing me knocking on my door?” When the security and Caritas people saw one person in his room, they asked: “who is this person?”. He said, “he’s one friend of mine visiting me”. Then they said: ”he’s not allowed to visit you here in the room”. The refugee said: “This is not your business. If this person is not allowed to visit me, why am I staying in these rooms? If this room belongs to me, any friend or visitor can visit me. What problem do you have?” And he closed the door. Again, they started knowcking and he didn’t open. Then they called the police. When the police came, Caritas said: “On behalf of misbehaving, he gets punishment to leave the room and stay in the basement of the monastery or the police will take him from his room by force.” Meanwhile, the refugee got an attack of trauma and broke down. Refugees and supporters tried to explain to the police and Caritas people about the psychological condition of this guy: That he is a trauma patient who’s getting professional treatment and medication, that he needs to stay in peaceful and calm conditions. When the police went to the room of the guy, they found him lying on his bed and Caritas called the ambulance. Half an hour later, the ambulance came and brought the guy to AKH hospital where he’s still staying right now.”
This case is significant in several ways: It shows the attitude of disrespect and interference into the freedom and the privat sphere of the refugees, the disrespect against their right to decide how and with whom they whant to spend their time in the rooms that they inhabit. It also shows a great level of ignorance towards the needs of people who are suffering from traumatisation and psychological troubles. And it shows how Caritas and church authorities are trying to impose control and repressive rules on the refugees by methods of punishment with the help of the police.
Muhammed Numan is commenting the present conditions in the monastery as follows:
“What is happening to the refugees in the monastery right now is more complicated than what is happening in the lagers. On the 2nd of March, before leaving the Votiv church, there were negotiations with the church authorities, which were protocolled. They made promises, but they were totally lying with us. Now, we cannot live any more in isolated places. Stop playing political games with the refugees’ lives. And stop making business of the refugees’ futures. We are waiting for the responsible personalities in Austria and in the EU to take their responsibility for the refugees’ futures!”