Wien (OTS) – Im Rahmen des Refugee Protests in Wien, der im Herbst
2012 mit einer Kundgebung vor dem Parlament durch die somalische
Community sowie einem Protestmarsch vom Erstaufnahmelager in
Traiskirchen nach Wien startete und uns über viele Zwischenstationen,
wie das Camp im Votivpark, die Votivkirche, das Servitenkloster und
die Akademie der Bildenden Künste führte, haben einige von uns nun
ein eigenes Haus im 22. Bezirk in Wien gefunden.
Das 180 m2 große Haus, umgeben von einem großen Garten, wird uns seit
Jänner 2014 von einer Unterstützerin vermietet. Jeder einzelne von
uns ist mit einem eigenen Hauptmietvertrag ausgestattet, zur Zeit
leben neun von uns dort.
Für uns bedeutet das ein weiteres Zeichen für ein gerechtfertigtes
Bleiben!
Ein eigenes Haus zu haben, bedeutet für uns aber auch eine
Vergrößerung unserer Entscheidungsspielräume und die Kontrolle über
einen wichtigen Teilbereich des Lebens wieder gewonnen zu haben. Wir
sind nun unabhängig von Institutionen, welche im Allgemeinen für
Asylwerber*innenheime zuständig sind und können unser Alltagsleben
selbstständig und selbstbestimmt führen. Wir entscheiden, was wir
essen, wann wir essen, wie die Zimmer aufgeteilt sind, welches Gemüse
wir im Garten pflanzen. Wir sind aber auch eigenverantwortlich für
die korrekte Miet- und Betriebskostenzahlung, für die Durchführung
von Reparaturen, für die Auswahl der Mitbewohner*innen.
Wir leben in einem Wohngebiet, das fast ausschließlich von
Österreicher*innen besiedelt ist. Dies gibt uns die Chance, gegen
Vorurteile und Rassismus anzukämpfen und kulturellen Austausch zu
fördern. Angefangen mit einem Einstandsfest, bei dem sehr viele
Nachbar*innen anwesend waren, gibt es seitdem regelmäßige Kontakte
durch Besuche und Gespräche auf der Straße und im Supermarkt.
Gemeinsame Projekte sind in Planung! Austausch gibt es auch mit
internationalen Delegationen, die sich für unser selbstorganisiertes
Wohnprojekt interessieren und darüber in ihren Ländern berichten.
Refugeeaktivist Khan Adalat erläutert weiter:
Seit mittlerweile 18 Monaten äußern wir Kritik am österreichischen
Lager- und Pensionsystem, welches Asylsuchende zwingt, isoliert unter
sozialer Kontrolle zu leben. Seit 18 Monaten kämpfen wir bis jetzt
vergeblich um Bleiberecht. Acht von uns wurden abgeschoben. Acht
weitere wurden durch das Konstrukt eines Schleppermafia
kriminalisiert und monatelang bis zu ihrer Enthaftung aufgrund
verfälschter Beweislage eingesperrt. Das Haus bietet eine
Möglichkeit, unseren politischen Protest gemeinsam fortzusetzen!
Refugeeaktivist Rehman Ziaur abschließend:
Jeder von uns zahlt 120 Euro monatlich für das Haus. Das ist die
Summe die allen Asylwerber*innen in Wien für privates Wohnen im
Rahmen der Grundversorgung zugestanden wird – unabhängig von der Höhe
der Kaution, Miete und Betriebskosten. Diese geringe Summe ist der
Grund, weshalb viele Asylwerber*innen gezwungen sind, in Pensionen
isoliert oder illegalisiert in Privatwohnungen zu leben. Wir
benötigen keinen Luxus! Wir fordern unsere Rechte um legalen
Aufenthalt und Zugang zum Arbeitsmarkt, um menschenwürdig wohnen zu
können! Solange uns dieser verwehrt bleibt können wir nur durch
regelmäßige Unterstützung der Zivilgesellschaft die gesamte Miete für
unser Haus begleichen!
Die Bankverbindung für solidarischen Mietzuschuss:
IBAN: AT47 1400 0038 1090 4860
BIC: BAWAATWW, BAWAG PSK
Kontoinhaber*in: Unterstützung von Flüchtlingsforderungen in
Österreich
Kennwort: Haus