Offener Brief, “We need a place to live our protest”

Gesucht: Ein Haus für Refugees

Offener Brief an die Bevölkerung Österreichs

Sehr geehrte Damen und Herren!

Vor 11 Monaten sind wir aus Traiskirchen und anderen Lagern nach Wien marschiert. Seither sind wir als Refugee Protest Vienna bekannt. Doch unsere Existenz und die Fortführung unseres Protests sind bedroht. Wir wenden uns mit einem dringenden Anliegen an Sie:

Wir sind Flüchtlinge. Wir sind hier, weil wir kein Zuhause mehr haben. Würden wir zurückkehren, wären wir in Lebensgefahr oder fänden nur mehr Trümmer unserer Häuser vor. In der Hoffnung, in Europa ein Leben in Sicherheit führen zu können, machten wir uns damals auf den Weg. Als wir uns von unseren Familien verabschiedet haben, haben wir alles hinter uns gelassen, um unser Leben zu retten. Einige von uns sahen, wie Menschen auf der Flucht ertranken oder an den Grenzen erschossen wurden. Es gibt keine Ausreisevisa für mittellose und verfolgte Flüchtlinge, keine sichere Route und deshalb keine Garantie, zu überleben und anzukommen.

Wir hatten Glück. Als wir Europa erreichten, glaubten wir, endlich in Sicherheit zu sein. Wir hofften, wir könnten die existentiellen Sorgen hinter uns lassen. Doch dem war nicht so: In Traiskirchen waren die Lebensbedingungen untragbar. Unser Alltag war geprägt von Überwachung, Schikanen und äußerst geringen Aussichten, Schutz gewährt zu bekommen.

Wir beschlossen zu handeln. Die österreichische Bevölkerung musste informiert werden! Auf dem Refugeemarsch von Traiskirchen nach Wien schlossen sich uns tausende Unterstützer*innen an. Da keine Gesprächsbereitschaft vorhanden war, erbauten wir ein Protestcamp, um weiter unsere Rechte einzufordern. Die angemeldete Kundgebung wurde kurz nach Weihnachten nicht mehr geduldet, das Camp nach „Campierverordnung“ abgerissen. Wir suchten also Schutz in der Votivkirche. Bald drohte man uns mit der Räumung und nahm einige von uns in Schubhaft. Also übersiedelten wir ins Servitenkloster. Doch man schob acht von uns ab und konstruierte gleichzeitig Vorwürfe, mit denen man die Empörung darüber dämpfen wollte. Drei von uns sind immer noch im Gefängnis. Während unsere Asylanträge und Berufungen nun laufend abgewiesen werden, soll das Servitenkloster umgebaut werden und die Kirche stellt uns keine weitere Bleibe zur Verfügung.

Wir werden uns nicht wie geplant auf verschiedene Quartiere aufteilen lassen! Wir werden uns nicht zerstückeln lassen! Hat die Regierung das erst einmal geschafft, ist es ein Leichtes, uns ohne öffentlichen Protest abzuschieben. Lange haben wir gekämpft, um aus der Isolation in den Asylheimen auszubrechen. Jetzt will man uns dort wieder zurückschicken. An den Anfang des Protests.

Aber wir wollen weiter auf die rassistische Asylpolitik der gesamten EU aufmerksam machen! Wir werden nicht schweigen! Wir wenden uns also an Euch: Bitte helft uns bei der Suche nach einer Bleibe! Unser Protest ist bedroht!

Refugee Protest Vienna

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Die Refugees bitten die Öffentlichkeit dringend um Hilfe:
Wir, 25 Flüchtlinge, die aktuell noch im Servitenkloster leben, suchen auch für die Zukunft einen Ort, an dem wir gemeinsam untergebracht werden können. Dass unsere Gruppe nach fast einem Jahr Protest weiter zusammen wohnen kann, ist zwar vorrangig, einige zusätzliche Plätze und ein offener Raum für Treffen wären jedoch wichtig. So kann unser gemeinsamer Protest weitergehen. Denn die Caritas hat angekündigt, dass das Servitenkloster ab November nicht mehr zur Verfügung steht. Grundversorgung, inkl. einer monatlichen Miete von max.120€ für vorschriftsmäßig mind.12m2 Zimmer pro Person. (mind. C-Standard) ist jedoch auch in Privatuntermiete mit Meldezettel möglich. Bitte wenden Sie sich an uns, sofern Sie über ausreichende Unterbringungsressourcen verfügen oder Ihnen solche bekannt sind!

press.refugee.protest@riseup.net

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